Was zeichnet Iran aus?
Die Islamische Republik Iran – eine starke Nation aus vielfältigen Kulturen
Die Geschichte von Iran
Die Landesbezeichnung Iran, der Islamischen Republik, geht auf den Begriff „Land der Arier“ zurück, der sich in religiösen Gesängen aus der Zeit von mindestens 800 v. C. wiederfindet. Hierbei wird „Arier“ als Überbegriff für einen Bund verschiedener Völker genutzt. Die Landesbezeichnung Iran, das Land der Arier, nimmt eine zentrale Stellung in der iranischen Mythologie und Geschichte ein und setzt sich als Staatsbezeichnung spätestens unter den Safawiden im 16. Jahrhundert endgültig durch.
Trotz der langen Kontinuität der staatlichen Selbstbezeichnung Irans und obwohl die Safawiden, die Iran auch zu einem mehrheitlich schiitischen Land machen, das Staatswesen enorm ausbauen, bleibt Iran bis zum 20. Jahrhundert vor allem dezentral und von verschiedenen Lokalgruppen autonom organisiert.
Dies ändert sich, als Iran unter den Pahlavi-Königen ab 1926 nach französischem Vorbild zentralstaatlich neu organisiert wird. Während eine zentralstaatliche Regulation der iranischen Wirtschaft durchgesetzt wird, etabliert sich die Hauptstadt Teheran als Zentrum des Landes. Ebenso streben die Pahlavi-Könige eine kulturelle und sprachliche Vereinheitlichung der Bevölkerung Irans an, die damals mehrheitlich unterschiedliche Muttersprachen spricht.
Irans Besonderheiten
Mit der Islamischen Revolution 1979 und dem Iran-Irak-Krieg von 1980-88 nimmt die Zentralisierung des Landes zunächst weiter zu, während unter islamisch-schiitischem Einfluss eine Politik „für die Landbevölkerung“ und im Grundgesetz eine Egalität für verschiedenen Volksgruppen formuliert wird.
Die starke Zentralisierung zeigt sich auch in der Bevölkerungsverteilung. Mehr als 50% der 80 Millionen Menschen in Iran leben heute in Großstädten mit über 100.000 Einwohnern. Acht Städte zählen mehr als 1 Million Einwohner – die vier größten Städte sind:
• Teheran: etwa 9 Millionen
• Maschhad: etwa 3 Millionen
• Esfahan: etwa 2 Millionen
• Karaj: etwa 1,6 Millionen
Es folgen Schiras, Tabris, Ghom und Ahvaz.
Nach dem Ende des Iran-Irak-Kriegs nimmt der Zentralisierungsdruck ab den 90ern in Iran ab. Es entstehen neue Provinzen und die etwa 13 Lokalsprachen Irans rücken neben der Amtssprache Persisch mehr in den Vordergrund. Zurzeit sprechen etwa 40% der Bevölkerung Persisch als Zweitsprache, während vier Alphabete in Iran genutzt werden. Zwei davon, das persische und das englische Alphabet, lernen alle IranerInnen ab der Sekundarschule. Das Koexistieren verschiedener Systeme besteht auch bei Kalendern, da drei Kalender nebeneinander verwendet werden: Der iranische Sonnenkalender, der gregoriansche (europäische) Sonnenkalender sowie der islamische Mondkalender.
Für die staatlich stark regulierte und kontrollierte Wirtschaft beginnt unter einem wirtschaftsliberalen islamisch-schiitischen Einfluss eine Initiative zur wirtschaftlichen Privatisierung und einer zunehmenden unternehmerischen Freiheit.
Die Verbindung von weltlichen mit theologischen Prinzipien ist dabei im Grundgesetz der Islamischen Republik Iran festgeschrieben und zeichnet sich über eine Politikgestaltung in der Spannung zwischen republikanischen Mechanismen und theologischen Überzeugungen aus.
Beispielsweise gibt es keine politischen Parteien im gesetzgebenden Parlament Irans mehr, sondern fluide Gruppierungen, die verschiedenen politischen Persönlichkeiten folgen. Während sich auf diese Weise die politischen Interessengruppen sehr fließend entwickeln und verändern, besteht gleichsam mit dem Amt des Revolutionsführers eine Führung, welche die grundsätzliche Richtung der Islamischen Republik Iran vorgibt und dabei die nationale Identität und islamisch-iranische Theologie pflegt.
Die „iranische“ Kommunikations- und Organisationskultur
Eine solche politische Organisation zeigt im internationalen Vergleich die aktuelle Kommunikations- und Organisationskultur in der iranischen Gesellschaft. Während in losen vernetzten Gruppen soziale Beziehungen im Vordergrund stehen, wird formal eine steile Hierarchie aufrechterhalten, entlang der Entscheidungen innerhalb der Gruppe moderiert und von der Führung kommuniziert werden. Dies spricht der Führung eine hohe soziale Verantwortung zu, alle Gruppenmitglieder zu berücksichtigen, und beinhaltet eine ausgeprägte „Schamkultur“, in der man sein Gesicht und das der eigenen sozialen Gruppe verlieren kann. Der Fokus des Individuums liegt also auf der eigenen Gruppe, z.B. der Familie, der das Individuum folgt. Um seinen Aufgaben nachzukommen, organisiert man sich in Iran synchron, das heißt, dass mehrere Aufgaben, die nach der Priorität von persönlichen Beziehungen und Dringlichkeit in sich strukturiert werden, gleichzeitig erledigt werden, während eine Einheit von Beruflichem und Privat gelebt wird.
„Typisch iranisch“ ist ebenso die Außenpolitik der Islamischen Republik Iran, die eine Führung, zumindest in der eigenen Region, anstrebt und für Stabilität sorgt, indem sie die verschiedenen Gruppen nebeneinander koexistieren lässt und zwischen ihnen moderiert, soweit diese die regionale Führung akzeptieren.
Hinweis: Die Kommunikations- und Organisationskultur einer Gesellschaft entwickelt sich kontinuierlich. Individuen in einer Kultur verfügen dabei selbstverständlich über individuelle Persönlichkeitsmerkmale und weichen somit grundsätzlich mehr oder weniger stark vom „Gesamtdurchschnitt“ der Großgruppe ab.
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